Waldimir Putin kann die Spannungen in der Ukraine weiter anheizen, oder er könnte in einem Akt offener Aggression Truppen einmarschieren lassen. Putin hat eine Denkpause eingelegt, glaubt der ukrainische Journalist und Publizist Vitali Portnikow.

Vitali Portnikow ist sich sicher: Falls es nicht zu einer offenen Invasion russischer Truppen kommt, werden die Separatisten im Gefängnis landen.
Das Referendum in den Oblasten Donezk und Lugansk verfolge zwei Ziele: Es sollte Bildmaterial für das russische Fernsehen zu liefern, und es sollte die Möglichkeit öffnen, nun schon auf Grundlage einer „Willensäußerung des Volkes“ bei Bedarf eine Aggression gegen die Ukraine durchführen zu können. Jetzt hänge alles davon ab, inwieweit eine solche Aggression im Interesse der Russischen Föderation sei, erläutert der Journalist und Publizist Vitali Portnikow in einem Kommentar für Gordonua.com.
„Das russische Staatswesen ist dem Untergang geweiht. Weil es nur in einem Szenario der Koexistenz mit dem Westen bestand haben konnte. Einer politischen, wirtschaftlichen und energiewirtschaftlichen Koexistenz. Indem Wladimir Putin durch sein Handeln mit dieser friedlichen, gutnachbarschaftlichen Koexistenz abgeschlossen hat, hat er auch das russische Staatswesen als solches aufgegeben. Ich glaube, er versteht das gut, und deswegen wird er jetzt die Risiken abwägen. Im Prinzip ist ihm das Schicksal Russlands und der russischen Menschen gleichgültig. Doch Russland und die russischen Menschen müssen ihm eine komfortable Existenz ermöglichen. Jedenfalls so lange, wie er an ihnen interessiert ist, wie er sie ausnutzt“, so Portnikow.
Der Journalist ist überzeugt, dass die Separatisten im Gefängnis landen werden, falls es nicht zu einer offenen Invasion Russlands kommt.
„Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass, falls es zu keiner militärischen Invasion auf ukrainisches Territorium kommt, alle Separatistenbewegungen in unserem Land früher oder später eine Niederlage erleiden werden. Und ihre Teilnehmer und Organisatoren werden die verdiente Strafe erhalten“, glaubt Portnikow.
Mit den friedlichen Bewohnern des Donbass-Gebiets, die Sympathien für Russland hegen, sollte sich die ukrainische Regierung nach Meinung Portnikows verständigen können.
„Es gibt eine nicht zu vernachlässigende Anzahl friedlicher Bürger im Donbass-Gebiet, die sich eine Union mit Russland sehr wünschen. Die Hauptaufgabe des ukrainischen Staates bei der Suche nach einem politischen Kompromiss mit der Bevölkerung der Oblaste Donezk und Lugansk ist es, dafür zu sorgen, dass dieser Kompromiss auf keinen Fall Auswirkungen auf den außenpolitischen Kurs der Ukraine hat. Die Menschen in den Oblaten Donezk und Lugansk müssen sich daran gewöhnen, dass die Ukraine irgendwann Mitglied der EU werden wird. Dass sie besondere Beziehungen mit der NATO aufbauen wird. Dass sie einen demokratischen, marktwirtschaftlichen Staat aufbauen wird. Einen Staat der Chancengleichheit, ohne Oligarchen und korrupte Beamte. Und dieser Staat wird selbstverständlich Maßnahmen zur Unterbindung der Annexion seiner Gebiete ergreifen. Deswegen kann von freundschaftlichen Beziehungen mit einem Aggressor keine Rede sein“, resümiert Portnikow.
Quelle: Gordonua.com
Aus dem Russischen von: Tobias Ernst – Fachtexte vom Profi