
Präsident Putin kommt das Verdienst zu, die Ukraine und den Rest der Welt vor den Gefahren eines neuen Faschismus gewarnt zu haben. Er ist sogar bereit – und von der Duma ermächtigt –, mit militärischen Mitteln einzuschreiten, sollte russisch-sprechenden Ukrainern von Kiewer „Faschisten“ Leid zugefügt werden. Es ist ihm weit über den eigenen Herrschaftsbereich hinaus gelungen, die bloße Existenz einer minoritären national-chauvinistischen Partei als hinreichenden Beleg eines erfolgreichen faschistischen Putsches darzustellen. Damit scheint die Frontlinie geklärt – für die von gerechtem Zorn erfüllten Bürger Russlands wie für einfühlsame Großmacht-Interpreten im energiedurstigen Westen: auf der einen Seite eine dem Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera nacheifernde Rebellen-Regierung, auf der anderen der hehren Zielen und verständlichem Selbstinteresse folgende Kreml.
Falls man aber den westeuropäischen Medien und ihrer Berichterstattung aus Ukraine und Russland noch einigermaßen vertrauen kann, drängt sich der Eindruck auf, dass die Putinsche Faschismusdiagnose weniger durch Informationen aus dem westlichen Nachbarland als vielmehr durch…
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