Charis Haska: Kuh und Pferd

Charis Haska: Kuh und Pferd

Quelle: https://www.facebook.com/charis.haska/posts/632370463496315?stream_ref=10

„Haben Sie gestern Abend die Nachrichten gesehen?“ fragt er. Ich schüttele den Kopf: „Ich hab nur heute früh in unseren deutschen Nachrichten gesehen, dass es in Odessa einen unruhigen „Tag der Befreiung“ gab.“

Er drückt seine Zigarette aus, holt Luft, dann sagt er leise: „Das sind die Russen. Jetzt fängt es auch im Bezirk Charkow an… Ich hab meine Frau angerufen und ihr gesagt <Leg besser Deine Dokumente bereit, für den Fall, dass Du fliehen musst.>“ – „Kommt sie dann hierher?“ frage ich und stelle mir vor, dass ich die tapfere Frau kennen lerne, die dort in dem verlassenen Dorf monatelang allein Haus und Hof versorgt hat. Der eine Hund schläft sicherheitshalber nachts mit im Haus, die anderen drei wachen im Garten.

Dann dämmert es mir: „Das bedeutet, in dem Fall werden Sie alles verlieren, was Sie haben?“ – „Ja, Kuh und Pferd und Hühner wird sie ja nicht mitbringen können. Sie wird sie frei lassen, damit sie spazieren gehen können.“ Von den Erträgen dieses Hofes haben sie sich und ihre Familie über Jahre selbst versorgt. Er hat mit schwerer Arbeit hinzu verdient. Es reichte nur fürs Allernötigste.

„Wird sie dann mit der Bahn kommen oder mit dem Zug?“ frage ich. „Wenn´s schlimm kommt, zu Fuß.“ sagt er. „Oh Gott, das ist ja furchtbar!“ Ich weiß nicht, was ich sonst dazu sagen könnte.

Er überlegt einen Moment. „Es ist alles in Gottes Händen.“ meint er dann. „Sie glauben doch auch, dass alles in Gotten Händen ist, ja?“ Ich beeile mich zu antworten: „Ja, natürlich! Aber manchmal mutet Gott uns zu, etwas sehr lange auszuhalten. Und oft ist es schwer zu entscheiden, wann man sich wehren soll.“ Nachdenklich sagt er: „Das alles ist eine schwere Prüfung. Alles muss gut werden…“

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