Augenzeugenbericht vom Gerichtsverfahren gegen Nadja Sawtschenko

 

Nadja Sawtschenko in Woronesch

Von Iryna Storoschenko, Korrespondentin von Wikna-Nowynyi
Woronesch, 26. Juli 2014
Übersetzt und bearbeitet von Voices of Ukraine
Wir sind schon wieder zu Hause. Ich freue mich, an Nadja zu denken. Ich erinnere mich, was sie gesagt hat. So echt, aufrichtig, kategorisch [in ihren Antworten], entschlossen, sie scherzte machte sich sogar lustig über das Gericht und die Ermitlungen. Man konnte erkennen, dass ihr Geist ungebrochen ist. Und das ist das Wichtigste. Die russische Justiz ist durch und durch faul und betrügerisch. Irgendeine Art von Königreich der krummen Spiegel. Der Richter hat vergessen, eine Erklärung über die Umstände der Festnahme in die Prozessakten aufzunehmen, und der Staatsanwalt sagte, dass er einen Antrag zur Verlängerung der Untersuchungshaft von Sawtschenko “bis Ende Oktober 2400 … oh, [20]14” stellen wird, und die Übersetzerin erst, das war insgesamt von Anfang bis zum Ende ein Missverständnis nach dem anderen, zum “in die Hose machen”, weil sie es nicht wagte, Nadjas deutliche Worte über die mangelnde Qualifikation, die Lügen und die Rechtsverletzungen auszusprechen. Und dann natürlich die lächerliche Aussage des Ermittlungsausschusses der Russischen Föderation, dass das Verbrechen [auf dem Territorium] der LNR [Luhansker Volksrepublik] stattgefunden habe …. 🙂
Als erstes fragte sie, nachdem sie entschieden hatten, die vorbeugende Maßnahme nicht abzuändern und sie in Untersuchungshaft zu behalten: “Werde ich in der Lage sein, in meinem Land zu wählen?” Der Richter schien nicht einmal mitzubekommen, von was Nadja redete … Ich sah, wie Nadja auf der Suche nach bekannten Gesichtern auf dem Bildschirm war, und dann war zu spüren, dass sie wirklich die Menschen vermisste und den Mangel an Kommunikation merkte. In diesem Moment wollte ich sie irgendwie umarmen, um sie zu unterstützen, so dass sie es spüren könnte.
In der Pause ging ich näher zur Kamera, winkte und schickte ihr Küsse. Sie konnte nicht den ganzen Gerichtssaal sehen. Sie verstand nicht, dass keine Verwandten oder zumindest Bekannte von ihr da waren. Als ich mit ihr “sprach”, erkannte sie, dass niemand von ihren [Leuten] gekommen war, und ich war eine Fremde für sie, vielleicht ist sie deswegen in Tränen ausgebrochen. Und Tränen stürzten auch in meine Augen. Andere, die diesen Moment der plötzlichen Nähe auch fühlten, fragten mich dann wiederholt, ob wir verwandt waren.
Später stellten die russischen Medien dies jedoch mit dem folgenden Wortlaut dar: “Es gab andere, die die der “Komplizenschaft bei der Ermordung von russischen Journalisten” Angeklagte unterstützen wollten. Eine junge Frau schickte Sawtschenko Küsse. Später schalteten die Justizbeamten die Kamera und den Ton ab, damit dies während der Pausen nicht noch einmal geschehen konnte …” In einem Interview von LifeNews machte Nadja irgendwie klar, dass sie keine Ahnung hat, wie viel über sie geschrieben und gesprochen wird, während sie gefangen gehalten und eingesperrt ist, und dass sie nicht weiß, in welchem ​​Umfang die Ukrainer sich sich um ihr Schicksal sorgen. Daher stand es nach dem Austausch von ein paar Worten nicht mehr außer Frage, dass wir mit unserer Flagge winkten, die eine, die Anastasia Roslutzka immer dabei hat.
Das ging alles sehr schnell, in der Menge, fast im Vorbeigehen, es gab keine Kameras, keine Richter. Ich war zufällig näher dran … In unserem innersten Bewusstsein wussten wir, dass wir keine Gesetze verletzt hatten, da die Gerichtsverhandlung bereits beendet war . Und Nadja reagierte laut und rief: “Ruhm der Ukraine”, und während der Anwort “Ehre für die Helden”, ebenfalls unerwartet, als ob eine Explosion das Publikum in der Antwort erschütterte, spürte ich einen starken Schubs. Es war ein Wächter. Er führte mich irgendwohin. Dann stellte sich heraus, dass [er mich] nur aus der Tür führte. Obwohl in meinem Kopf dämmerte es mir, dass [er] mich irgendwo anders hinführen [könnte]… Auf der Straße waren die Soldaten des Migrationsdiensts, die die Ausweise prüften, sie standen neben meinem Kameramann, der nicht mit reingegangen war. Sie hatten nichts, um uns festzuhalten. Wir kamen auf den Hof des Gerichtsgebäudes ​​mit dem Konsul und den Anwälten. Und dann belehrten sie uns über die Rechtslage und ließen uns schnell wieder frei.
Nach der Rückkehr nach Hause beginne ich zu begreifen, wie groß das Risiko war. Ich entschuldige mich bei allen, denen ich Anlass zur Sorge gegeben habe, wie wir über die Grenze kamen, und vor allem bei denjenigen, die für uns zuständig waren. Aber das war etwas sehr Wichtiges zu dem Zeitpunkt. Es war wichtig, dass sie weiß, dass wir zu ihr stehen. Übrigens, man kann ihr schreiben, sie kann Briefe erhalten!
Und ich finde dieses Foto! Jemand hat es geschafft [es heimlich aufzunehmen]! Sie lächelt!

https://maidantranslations.com/2014/07/28/a-first-hand-experience-of-nadiya-savchenkos-court-hearing/

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1 Response to Augenzeugenbericht vom Gerichtsverfahren gegen Nadja Sawtschenko

  1. justice says:

    Eigentlich könnte mir als Deutscher das äußerst zweifelhafte “Gerichtsverfahren” gegen Nadja Sawtschenko wie vielen anderen Leuten auch, die sich täglich mit eigenen Existenzproblemen herumplagen müssen, egal sein, gäbe es nicht meine Sorge um Russland! Ein so weites Land mit beinahe unendlich vielen Errungenschaften auf den Gebieten der Kultur, Wissenschaften und anderem mehr, hat es nötig, die ukrainische Patriotin Nadja Sawtschenko in von Willkür und Menschenrechtsverletzungen nur so strotzenden Veranstaltungen, von russischen Massen-Medien missbraucht, derart erniedrigend ihrer Rechte zu berauben und vorzuführen? Ich befürchte, Russland wird untergehen, und viele Unschuldige werden deswegen zu leiden haben, denn der offensichtliche Macht- und Rechtsmissbrauch von Seiten des russischen Staates zu Lasten Nadja Sawtschenkos, zeugt meiner Meinung nach von keiner Stärke und auch keinem Mut zur Wahrheit.

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