Charis Haska: „Jetzt brennen auch in Lugansk Reifen“

Charis Haska: „Jetzt brennen auch in Lugansk Reifen“

Quelle: https://www.facebook.com/charis.haska/posts/631200410279987?stream_ref=10

„Jetzt brennen auch in Lugansk Reifen“, erzählt unsere Freundin aus Lugansk. „ Aber die Leute dort verstehen nicht, wer dort für Russland demonstriert. <Was sind das für Leute? Es gehen doch alle, die wir kennen, zur Arbeit!> Für den 11. Mai haben sie ein Referendum ausgerufen, in dem über die unabhängige Republik Donbass abgestimmt werden soll.“ – „Und was wollen die Lugansker wirklich?“ frage ich. „Sie sind sich noch nicht im Klaren. Einige wollen wohl zu Russland gehören. Viele wollen das definitiv nicht. Über die russische Sprache wird schon kein Wort mehr verloren. Jetzt wird eher über den Gaspreis diskutiert.“ – „Könnte man nicht einfach denen, die nach Russland wollen, anbieten, dass sie dorthin auswandern?“ frage ich. „Das wollen sie dann auch wieder nicht. Sie könnten ja auf die Krim fahren. Aber das tun sie auch nicht.- Ich mag gar nicht daran denken, was wird, wenn es mit Lugansk ebenso gehen sollte, wie mit der Krim. Für unsere Familie zum Beispiel würde das jede Menge Probleme bedeuten, schon dadurch, dass ein Teil dort gemeldet ist und ein Teil hier in Kiew.“

Ich frage sie, ob sie das Video mit dem Lied „Niemals werden wir Brüder sein“ gesehen hat, das mir am Wochenende auf meine Seite gepostet wurde. In dem Lied heißt es, dass „wir niemals Sklaven sein werden, wie ihr“, dass „wir unser Leben für die Freiheit geben“: Klare und deutlichste Abgrenzung von Russland. Für mich klingt das Lied nach Krieg und Himmelsfahrtskommando.

„Ich kenne das Video schon bestimmt eine Woche lang. Es ist nicht so einfach, wie es in dem Lied klingt. So sehr, wie ich jetzt Putin hasse, doch ich jedenfalls habe jede Menge Verwandte dort in Russland. Menschen, die mir sehr lieb sind. Leider wissen sie zu wenig. Zu Zombies sind sie gemacht worden. Alles Hinreden an sie, alle Versuche, sie eines Besseren zu belehren sind leider fruchtlos. Und dann rufen sie an <Nimm´s uns nicht übel, aber kommst Du im Sommer wieder zu uns?> – <Ich weiß es nicht>, sage ich. <Ich weiß es wirklich nicht!> – Und unsere Regierung, warum macht sie nichts gegen diese Separatisten? Wahrscheinlich ist sie doch zu schwach. Aber übrigens, mir gefällt Jazeniuk jetzt sehr. Ich finde sein Auftreten und was er von sich gibt, sehr angemessen. Früher war das nicht so. Aber jetzt ist er ein Politiker mit Format.“

Sie denken darüber nach, in den Ferien nach Hause nach Lugansk zu fahren. „<Aber was ist, wenn wir dahin fahren und nicht mehr zurück kommen können?> frage ich meinen Mann. <Ach> sagt er, <es wird schon alles gut werden. Wir werden schon wieder zurück kommen können…> Beim Maidan in Kiew war die Situation wenigstens klar. Aber jetzt? Ich bin noch viel trauriger als vorher“.

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2 Responses to Charis Haska: „Jetzt brennen auch in Lugansk Reifen“

  1. nadiya14 says:

    Vielen Dank für diesen Bericht! Fassungslosigkeit erfasst mich in einem Moment über diese Lage in der Ostukraine und dann wieder Wut. Wir lieben die Ukraine – wir haben Freunde dort- morgen liegt mein ukrainischer Schal als Symbol der Verbundenheit gut sichtbar im Auto. Und die Berichte verbreite ich unter unseren Freunden und Bekannten. Man kann nicht still
    halten!

  2. justice says:

    Die größte Lokomotivfabrik Europas in Luhansk, von dem Deutschen Gustav Hartmann am 3. Mai 1896 gegründet, beliefert hauptsächlich die GUS-Länder mit Diesellokomotiven für den Güterverkehr. Diese Tatsache könnte allein schon deshalb pro-russische Aktionen begründen, aber vielleicht liegen noch weitere wirtschaftspolitische Interessen seiten der RF vor.

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