Der deutsche Ukraineexperte Jan Jagiello-Schönfelder kommentiert den Spiegel-Artikel „Kiews Regierung ist zum Scheitern verurteilt“ wie folgt:

Jan Jagiello-Schönfelder: Spiegel möchte für Ukraine einen Failed State herbeischreiben
Und ewig grüßen die Gazprom-Lobbyisten…Dieser Artikel passt 1 zu 1 zur aktuellen russischen TV-Propaganda. Man setzt unglaubliche Ressourcen ein, um aus der Ukraine einen “failed state” zu machen oder machen zu lassen… (ihn herbeizuschreiben). Hier sieht man wieder, dass mit ungleichen Karten im Informationskrieg gekämpft wird.
Der Spiegel würde sich kaum an Herrn Fesenko (Volodymyr Fesenko – ein bekannter ukrainischer Politologe) wenden. Aber wer den Eid auf die deutsch-gaspromische Freundschaft geleistet hat, ist im Zweifelsfall immer mit im Boot. Das nennt man dann wohl “gelenkte Pressefreiheit”. Willkommen in Deutschland!
Update: In der Diskussion zu seinem Facebook-Eintrag, in der führt Herr Schönfelder weiterhin aus:
Die Würfel sind hierbei ungleich verteilt. Die Ukraine hat es auch aufgrund innerer Umstände (korrupte Staatsgewalt, Russland-Agenten in der Regierung, gezielte “Entwaffnung” der eigenen Armee, Narrenfreiheit für den FSB von 2010-2014….). So ist die neue ukr. Regierung kaum vorbereitet, hat einen fast bankrotten Staatshaushalt und eine Armee in mangelhaftem Zustand geerbt. Obendrein hat sich Russland auf dieses Szenario mehrere Jahre vorbereitet, da man ja in der Ukraine machen konnte, was man wollte. Der letzte ukr. Verteidigungsminister im Kabinett Asarow war ein quasi russischer Staatsbürger, der sich 1991 verweigert hat, einen Eid auf die Ukraine abzuleisten….In der Endphase des Regimes Janukowytsch-Asarow wurde ca. ukr. 5000 Pässe an FSB-Agenten verteilt. Diese organisieren jetzt Demonstrationen und leiten Spezialoperationen. Russland setzt Gastdemonstranten ein, kämpft mit Hilfe von geworbenen Freiwilligen und einer Armee ohne Erkennungszeichen und schickt im Kampf Frauen mit Kindern voraus. Ei solch perverse Strategie ist mir neu…. Ukr, Soldaten auf der Krim wollten eben auf diese Frauen nicht schießen. Bisher hat die Ukraine auf diese perverse Taktik keine Antwort gefunden. Begleitet wird der Prozess durch einen massiven Informationskrieg, der auch im Ausland durch Lobbyisten-Kreise und PR-Agenturen professionell unterstützt wird. Hier wird gezielt ein verfälschtes Meinungsbild zur Ukraine geschaffen, damit zur Annexion und weiterer Aggression die Unterstützung (für die Ukraine) möglichst gering ist. Bestes Beispiel für eine professionelle (sprich gelenkte) “Meinungsbildung” ist die Tatsache, dass 55% Sanktionen gegen Russland in Deutschland ablehnen. Die Ukraine hingegen hat keine starke Lobby auf ihrer Seite und investiert wenig (bisher) in eine gezielte Lobbyarbeit. Das sind dann die Resultate. Das traurige: der im Gewand eines Antifaschismus daherkommende Staatsfaschismus wird übersehen, über Teilungsfantasien von russischen Duma-Abgeordneten bezüglich der Ukraine nicht gesprochen, der aggressive Informationskrieg und die Propagandalügen übersehen. Auf der anderen Seite herrscht gegenüber der Ukraine (gewollte?) Unkenntnis und Ignoranz. Hier kämpft also quasi ein Trabant (Ukraine) in den Medien gegen einen Porsche (Russland).