“Ausgenommen Tschetschenien war es wohl eine der schwersten Nächte meines Lebens. Seit Langem sind mir Dienstreisen nicht so schwergefallen. Fast vergleichbar mit Georgien und Kirgisistan. In der Nacht gab es, glaube ich, so an die zehn Attacken. Nein, wohl mehr. Und gemeißelt wurde ständig. Es gab keine 15 Minuten am Stück, wo nichts explodierte. Einen Getöteten habe ich sicher gesehen. Verletzte – an die Dutzende.
Alle Attacken wurden abgewehrt. Abgewehrt mit letzter Kraft, wenn es schien- Schluss, Aus, die Menschen flüchten- und die Menschen flüchteten wirklich- aber ein seidener Faden blieb, irgendwelche zehn-zwanzig-dreißig Leute, die nicht geflüchtet waren und sich auf Prügel mit Berkut eingelassen haben – und die Geflüchteten, die Schwankenden kamen wieder zurück und kämpften, und Berkut trat zurück.
Wie schaffen diese Menschen es, das alles auszuhalten, das verstehe ich nicht. Mehr als 15-20 Explosionen der Blendgranaten auf einmal kann ich nicht durchstehen. Ich muss zur Seite gehen, abwarten, bis ich die Übelkeit und den Kopfschmerz loswerde und meinen Gehör wieder erlange. Diese Menschen bleiben aber stehen. Die Polizei hat schon die Entfernungen abgemessen und feuert direkt auf die Schutzschilder, die sie halten, das heisst – direkt auf die Menschen- und sie weichen nicht aus. Es ist mir ein Rätsel.
Gerade jetzt, ab etwa acht Uhr morgens, ist Stillstand. Ich weiß nicht für wie lange, aber momentan gibt es Ruhe. Maidan steht. Zerzaust, aber er steht.
Video des Nachtsturms von Berkut, des härtesten für mich in dieser Nacht.”
Quelle: https://www.facebook.com/babchenkoa?fref=ts
Arkadij Babtschenko ist ein unabhängiger Journalist, der unter anderem aus Tschetschenien und Georgien während der Kriege berichtete.
Als freier Journalist ist er zwar mit seiner Meinung an niemanden gebunden, jedoch erhält er kein festes Honorar und ist daher auf die Leserspenden angewiesen.
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