LJUDMILA ALEXEJEWA: Der (Putin) sitzt einfach da und lügt, und das ist noch viel schrecklicher als die Invasion selbst
Quelle: http://blog.dasmagazin.ch/2014/03/28/putin-ist-sehr-klug/
«Putin ist sehr klug»
ALTE MEISTER
— II —
LJUDMILA ALEXEJEWA
Ja, die Ukraine ist den Russen sehr nahe. Gerade darum sei es so widernatürlich, sich auf sie zu stürzen: Klare Worte der prominenten russischen Menschenrechtlerin Ljudmila Alexejewa
Interview Mathias Plüss
Bild Aleksey Kiselev
Es ist ungemütlich in Moskau Mitte März. Die Staatspropaganda läuft unerbittlich. Regimekritische Websites werden geschlossen, Kulturschaffende sammeln Unterschriften zur Unterstützung von Putins Ukraine-Politik, und selbst das Hündchen aus dem Guetnachtgschichtli rüstet sich zum Krieg.
Aber längst nicht alle machen mit. Wir haben Ljudmila Alexejewa besucht, die das Gebaren des russischen Regimes wie keine Zweite durchschaut. Zweimal empfängt sie uns in ihrer Wohnung direkt am Moskauer Arbat. Mit ihren 86 Jahren ist sie so unerschrocken wie ehedem. Während den Gesprächen lacht und gestikuliert sie, mehr als einmal ist sie den Tränen nahe. Und sie kann auch laut werden.
Seit fast sechzig Jahren tut Alexejewa stets dasselbe: Sie setzt sich für die Menschen in Russland ein. Für Freunde und Unbekannte, denen Unrecht widerfahren ist. Sie war eine der bekanntesten Dissidentinnen und gehörte 1976 zu den Gründern der Moskauer Helsinki-Gruppe, die Menschenrechtsverletzungen in der Sowjetunion dokumentierte und anprangerte. Nach Jahren des erzwungenen Exils, die sie etwa dazu nutzte, ein umfassendes Werk zur Geschichte des Dissidententums zu schreiben, kehrte Alexejewa 1993 nach Russland zurück, engagierte sich wieder in der Helsinki-Gruppe und ist seit 1996 deren Vorsitzende. Sie wurde mehrmals für den Friedensnobelpreis nominiert.
Deutsches Fremdwort in Russland: “Unrechtsbewusstsein”