ALLE FÜR EINEN, EINER FÜR ALLE
Von:drugoi
Übersetzung: Голос Майдану (https://www.facebook.com/golosmaydanu/posts/10203146677413101)
„drugoi“ (russ. der Andere) – Rustem Adagamow ist ein bekanner russischer Blogger. Sein Weblog http://drugoi.livejournal.com/ steht auf dem 5. Rang im Yandex-Rating der populärsten Blogs im russischen Web. Gemäß LiveJournal hatte er im Februar 2010 über 45.000 Abonnenten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rustem_Rinatowitsch_Adagamow
Kiew, 24. Januar, 11:11
(Bilder: drugoi)

In der Hruschewski-Strasse ist etwas Erstaunliches: Hunderte und Tausende Menschen bauten innerhalb von wenigen Stunden riesige Barrikaden, mit denen der Weg für den Angriff der „Berkut“-Sondereinheit gesperrt wurde. Wie Ameisen tragen Leute Säcke mit Eis, das auch direkt hier vom Bürgersteg abgehackt wird. Die Disziplin ist ideal. In der Menschenmenge werden Tee und belegte Brote ausgetragen. Es herrscht eine Gesamtatmosphäre von gegenseitiger Unterstützung, Teilnahme, Sympathie. Wenn du an den Resten abgebrannter Autoreifen stolperst und hinfällst, rennt man dir sofort zur Hilfe, man hebt dich, abputzt und drückt dir in die Hand ein Glas Tee mit Zitrone. Weiter als Hinter die erste Barrikade werden keine Gaffer gelassen: dort, heißt es, „werde gearbeitet“. Das alles sind Studenten, Mitarbeiter verschiedener Kleinunternehmen, auch Rentner, Menschen aus verschiedener Altersgruppen. Zwischen der Kette der Sicherheitsstreitkräfte und der vorderen Barrikade stehen ein paar Priester im Wind und frieren. Sie werden auch mit dem Tee versorgt. Der Gesamteindruck von alldem ist, als wäre man im Theater — so unrealistisch das Ganze vorkommt, denn gleich daneben lebt eine Großstadt ihr gewöhnliches Leben. Der Maidan, der wenige Dutzend Meter von hier entfernt ist, setzte im letzten Monat neue Barrikaden an und, wie es mir scheint, verwandelte sich in ein modernes Kunstwerk, so spektakulär das alles ausschaut.

So werden Flaschen mit Benzinmischung und gewissen „Zusätzen“ abgefüllt. Autoreifen werden von Reifendiensten aus der ganzen Stadt gebracht.

Der erste Schritt im Barrikadenbau: Eis wird von Bürgerstegen abgehackt. Hausmeister können Urlaub nehmen.

Assistenzärzte, die abends am Verbandplatz bei den Barrikaden in der Hruschewski-Strasse arbeiten.

Jungs singen die Nationalhymne an Fässern mit Feuer.

Sehr viele junge Männer und Frauen. Irgendwelche völlig unbekannte Menschen erkannten mich im Cafe und liehen mir ein Helm und eine Schutzbrille.


Die Bühnendekorationen. Und auch das Licht wie im Theater. Spezielle Menschen bescheinen mit starken Scheinwerfern die Fenster an einem Verwaltungsgebäude – es wird nach Scharfschützen gesucht.



















