Olga Bakushinskaya (Moskau): Plötzlich sind achtzig Prozent meines Landes zum Undenkbaren bereit

Quelle: https://www.facebook.com/bakushinskaya/posts/759962007372046?stream_ref=10

Schließlich habe ich für mich beschlossen, das berühmte Video des sogenannten Verhörs der von den Banditen gefangenen ukrainischen Gesetzeshüter anzuschauen. Das Video war von russischen Journalisten “vor Ort” gedreht und, wie es sich erwies, in Russland im Fernsehen gezeigt worden, und niemand von den Zuschauern starb, und vielen gefiel es. Jetzt weiß ich, wie dünn die Schicht der Menschlichkeit ist und wie leicht die induzierte Psychose sie zerstört.

Ich habe das selbst noch nie gesehen, und obwohl ich viel darüber gelesen habe, ist es nicht dasselbe, weil wenn man etwas liest, glaubt man daran nicht ganz, dass es wirklich passiert. Weil es doch nicht sein kann. Ja, wie könnte es sein? Na, ungefähr so. Es hat sich gezeigt, dass es sehr leicht ist, die Menschlichkeit zu verlieren. Es ist natürlich erschütternd zu denken, dass wir zwischen Leuten leben, die bereit sind zu töten und die werden töten. Ich rede schon nicht vom Misshandeln. Plötzlich sind achtzig Prozent meines Landes zum Undenkbaren bereit.

Es gibt eine pathetische Aussage, dass es schwer wäre, einen Menschen zu töten. Nicht wirklich. Dafür reicht es nur, dass der Täter selbst aufhört, ein Mensch zu sein. Und es hat keinen Sinn mehr, mit dem Täter zu reden. Ich weiß nicht, wie ich mit einem Menschen sprechen könnte, der in der Lage ist, einen anderen Menschen ein Klebeband aufzurollen und ihm die Hose auszuziehen. Das sollte, seiner Meinung nach, eine Art des Verhörs sein… Aber ich möchte jeden der Täter vor Gericht sehen. In der Hose. Nicht geschlagen. Satt. Vor Gericht.

Video: http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=mQKPy_sm_S4