Ralf Fuecks: Charkiv, kurze Notiz nach einem langen Tag voller Gespräche und Eindrücke
Quelle: https://www.facebook.com/ralf.fuecks/posts/10203352069183514
21.03.2014
Charkiv, kurze Notiz nach einem langen Tag voller Gespräche und Eindrücke: Entgegen dem Bild, das häufig bei uns gezeichnet wird, spielt “ethnische Identität” hier kaum eine Rolle. Russisch zu sprechen ist selbstverständlich, sagt aber noch lange nichts über politische Loyalitäten.
Die “Russland, Russland”-Kundgebungen der letzten Wochen waren von außen inszeniert, die Zahl der Teilnehmer aus Charkiv überschaubar – kein Vergleich zu der großen Pro-Maidan-Demonstration im Februar.
Dennoch ist die Lage brandgefährlich: Viele rechnen damit, dass Putin versuchen wird, Vorwände für eine militärische Intervention in der Südost-Ukraine zu fabrizieren. Die Truppen dafür stehen schon bereit. Man lebt in Erwartung eines Erdbebens.
Die wirtschaftliche Lage ist angespannt, die politischen Strukturen vor Ort haben sich seit dem Umsturz in Kiew kaum geändert, die korrupten Seilschaften bestehen fort.
Aber die Zivilgesellschaft ist selbstbewusster geworden, es wird mehr politisch diskutiert, es gibt Hoffnung, dass es diesmal nicht bei einem bloßen Wechsel der Machtgruppen bleibt.
Von der EU erwartet man nicht allzu viel – politische und wirtschaftliche Unterstützung ja, aber die Hauptarbeit müssen die Ukrainer/innen selbst erledigen: “Wir packen das, wenn wir nur in Ruhe gelassen werden.”
