Würde Putin seine Armee hinter Zivilisten verstecken? Was wirklich gemeint war.

6 marzo 2014 alle ore 9.22

Durch die sozialen Netze geisterte gestern die Meldung, Putin habe gesagt, dass er seine russische Armee im Falle eines Krim-Einsatzes durch Schutzschilde aus ukrainischen Zivilisten schützen wolle, hinter denen die russischen Soldaten stehen würden. Hier der Link zu der entsprechenden Meldung:

https://maidantranslations.com/2014/03/05/putin-will-die-ukrainischen-frauen-und-kinder-wahrend-des-angriffs-vor-seinen-truppen-stellen-damit-die-ukrainer-auf-die-russischen-angreifer-nicht-schiesen-konnen/

Wörtlich übersetzt ist dieser Text so unglaublich, dass es vielen den Atem verschlägt. Die Dolmetscherin von Phönix hat sich gar nicht getraut, das korrekt zu dolmetschen, und hat aus dem “hinter” flugs ein “vor” gemacht.

Wie sie haben auch viele andere nicht verstanden, was er damit meint. Generell verstehen wir im Westen fast nie, was Putin eigentlich sagen will. Wie Frau Merkel richtig bemerkte, lebt Putin “in einer anderen Welt”. Diese Welt der KGB-„Wahrheiten“ muss man verstehen, bevor man irgendeine seiner Aussagen richtig hier deuten kann.Hier ein Erklärungsversuch der Konversation, die da ablief:

Putin legt zunächst dar, dass die russische Armee noch gar nicht auf der Krim ist, sondern dass die russischen Soldaten ohne Erkennungszeichen seiner Meinung nach nur eine Selbstverteidigung (also Bürger der Krim – Ukrainer) aktiv seien. Diese “Selbstverteidigung” (nach Putin: ukrainische Zivilisten) hält aktuell die ukrainischen Militärstützpunkte auf der Krim umzingelt. Laut Putin sei die russische Armee noch gar nicht auf der Krim.

Die Reporterin fragt dann, ob Russland im Falle einer Intervention denn nicht Angst vor einem Kampf gegen das Brudervolk habe. Putin antwortet, er habe nicht vor, gegen das ukrainische Volk zu kämpfen. Die Reporterin fragt, es gebe aber doch ukrainische Truppen auf der Krim.

Putin sagt darauf, also hören Sie zu, falls wir uns tatsächlich dazu durchringen, unsere Armee auf die Krim zu schicken, dann würde das nur im äußersten Notfall passieren und nur, um Frauen und Kinder schützen. Und dann kommt der in o.a. Link, zitierte Satz, wenn ich ihn paraphrasiere: Um aus ihren Militärstützpunkten auszubrechen, müssten die ukrainischen Soldaten ja erstmal auf “Zivilisten” (gemeint sind die russischen Soldaten ohen Erkennungszeichen, die aber als ukrainsiche Zivilisten dargestellt werden) schießen, um bis zu der offiziellen russischen Armee durchzudringen, die aus Sicht der umzingelten ukrainischen Armee hinter dem Gürtel aus Zivilisten (inoffizielle russische Armee) durchzudringen. Und es würde doch sicher kein ukrainischer Soldat auf seine eigenen Zivilisten schießen wollen.Diese Interpretation der Dinge erklärt auch die Drohgebärde, mit der Putin diesen Satz äußert. In Wahrheit ist der Satz kein Weinerliches “ich versteck mich hinter Zivilisten”, sondern es ist eine Drohung: Ich werde bis zum Schluss abstreiten, dass die Leute, die aktuell schon die Krim besetzt halten, meine Leute sind.Und somit ist die Aussage letztlich sogar noch zynischer als das, was man erst zu verstehen geglaubt hat. Putin fällt in die Krim ein und erklärt der Weltöffentlichkeit stur “ich bin doch gar nicht da”. Man bedenke vor allem, was das für die bereits jetzt dort befindlichen Soldaten bedeutet. Kommt es wirklich zu Gefechten, wird Russland sie ggf. nicht unterstützen, ihnen Hilfe und ihren Hinterbliebenen Unterstützung verweigern. Dasselbe ist übrigens auch in Georgien schon passiert.

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