Charis Haska: Krieg und Frieden

Charis Haska: Krieg und Frieden

Quelle: https://www.facebook.com/charis.haska/posts/614225058644189?stream_ref=10

Krieg und Frieden

Holzrauch. Starker, eisiger Wind. Es sieht alles so friedlich aus: Nur ein paar Wachen an der Betonwand. Sie sitzen mit geöffnetem Computer da und winken die wenigen Autos durch die enge Durchfahrt. Ich denke erst, sie sehen nach Nachrichten. Aber es scheint sogar ein Computerspiel zu sein. Solang die Batterie hält.

Keine Polizei. Gar nicht nötig, den Präsidentenpalast zu bewachen.

Rückweg vom Hundespaziergang. Ich frage einen der jungen Männer: “Was erwartet uns zum Wochenende?” Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: “Es wird Krieg geben.” Sein ernster starrer Blick aus dunklen, müden Augen lässt spüren, dass er meint, was er sagt. “Meinen Sie, Krieg auf der Krim?” – “Wenn es Krieg auf der Krim gibt, dann gibt es auch hier Krieg.” sagt er. Ich antworte “Oh Gott!” Er sagt: “Es ist absolut im Bereich des Möglichen.” Ich stottere: “Dann müssen wir beten, dass…” – “dass alles zu einem friedlichen Endde kommt.” vervollständigt er meinen Satz. “Aber die Krim geben wir nicht her.”

Nachdenklich gehe ich die paar Schritte zum Haus zurück. Die Nachbarin ist gerade vom Abendspaziergang gekommen. “Ira, was erwarten wir fürs Wochenende? Krieg oder Frieden?” Wie aus der Pistole geschossen kommt ihre Antwort: “Frieden natürlich.” Unsicher sage ich: “Gerade sagte jemand, es gibt Krieg…” – Da sei Gott vor!” sagt sie, während mein ungezogener Hund versucht, ihr Hosenbein zu beißen.

Und mich würde jetzt interessieren, inwieweit unsere kleinen Gespräche den Gang der Dinge beeinflussen. Wenn ich bloß manchmal spontan weiser reagieren könnte…

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