Ein Foto habe ich dabei gezeigt. Ich habe es beschrieben. Wer es sucht, findet es bei mir in der Chronik. Ich versuche es gleich noch mal zu teilen.
Predigt 4. Advent 22.12.2013 ( Demos in Kiew)
Text: Jesaja 52, 7-10)
Liebe Gemeinde!
Jesajas Worte, die Worte des zweiten Jesaja, sind hineingesprochen in eine ganz konkrete Situation. An die will ich nur ganz kurz erinnern: Israel war verwüstet worden und Jerusalem zerstört. Auch der Tempel war zerstört worden. Viele lange Jahre, ja Jahrzehnte hatten die verbannten Israeliten viele hunderte Kilometer von zu Hause leben müssen. Sie träumten von einer Heimkehr und von einem Wi-deraufbau des Tempels. Aber vorerst blieben es Träume. Jesaja nun, sagt ihnen im Auftrage Gottes zu: Eure Träume werden wahr. Jerusalem und der Tempel werden neu erstehen. Soweit ganz kurz der historische Hintergrund.
Auch heute stehen wieder viele, viele Zehntausende auf dem Maidan und demonstrieren für eine ge-rechte Gesellschaft, für eine Ende von Korruption und dafür, dass die Gesetze für alle gelten, dass die Gerichte gerecht und nicht aufgrund von Geldzahlungen richten, dass Schüler nach ihren Leistun-gen und nicht nach dem Geldbeutel der Eltern beurteilt werden, dass es nicht ums Geld geht, wenn jemand eine dringend notwendige Operation benötigt.
Sie stehen da und erhoffen sich Politiker, die die Umgestaltung der Gesellschaft wirklich in Angriff nehmen und bereit sind, für das Volk da zu sein und nicht nur für die Familie!
Träume damals wie heute.
Für die Menschen damals sind ihre Träume in Erfüllung gegangen. Der Tempel wurde wieder aufge-baut und die lange Jahrzehnte Verschleppten konnten ihre Heimat wiedersehen. Was wir von Jesaja noch als Vision zu hören bekommen und was den Verschleppten Mut machen sollte, wurde tatsächlich wahr. Es wurde wahr, weil Gott selbst gehandelt hat. Er hat die Zukunft in der Hand und alles, was er verspricht, was er verheißt, das wird er auch erfüllen.
Ich stelle mir vor, dass die Einweihung des Tempels ein großartiger Feiertag gewesen sein wird, voller Jubel und Lobpreis.
Doch es geht ja nicht um ein Bauwerk. Auch wenn ein Bauwerk hohen symbolischen Wert haben kann, wie es z.B. auch die Kiew Rada und der Präsidentenpalast hat. Deshalb ist ja auch versucht worden auch den Palast des Präsidenten in der Bankowa einzunehmen.
Nein, es geht nicht um Gebäude. Und es geht letztlich auch nicht um Könige oder Präsidenten. Denn die kommen und gehen, wie wir wissen. Das, was den Text und die Worte des Jesaja so zu Freudenworten, zu Trostworten zu Hoffnungsworten macht, ist das Handeln Gottes. Hier geht es nicht um das Handeln von Menschen. Das, was Menschen schaffen ist auch immer nur auf Zeit, immer nur für eine begrenzte Periode.
Hier geht es um Gott. Und da sagt Jesaja: Freut euch, weil Gott selbst bei euch herrschen will. Gott selbst will König sein.
Nun muß man wissen, dass für das Volk damals klar war: Das Haus Gottes, der Tempel, der ist auch sein Wohnort. Gott hat da seinen Sitz. Und von daher herrscht er auch über das Volk. Insofern war die ganze Sache doch ein klein wenig mit dem Gebäude Tempel verbunden.
Doch der Kern der Sache ist das Königtum Gottes. Er will herrschen. Und wenn Gott herrscht, dann erst wird es wirklich gerecht zugehen in einem Volk.
Warum? Weil Gott eben der Garant für Gerechtigkeit und Frieden ist.
Viele hundert Jahre später, haben das die Menschen noch einmal in ganz besonderer Weise erfahren. Da ist Gott sogar Mensch geworden. Da hat er sich sozusagen (ich sage das mal ein wenig flapsig) die ganze Sache nicht nur angeschaut, sondern hat alles sogar selbst durchlitten.
All das, was wir Menschen an Bösem schaffen und tun, hat er selbst durchlitten. Und trotzdem ist er nicht gescheitert. Er ist auferstanden, nachdem wir ihn lieber kreuzigen wollten.
Ja, Gott wurde Mensch und blieb doch gleichzeitig der König. Und wie Gott regiert, das hat Jesus auf einmalige Art und Weise gezeigt:
Er geht auf die Menschen zu, insbesondere auf die Sünder.
Er gibt ihnen eine Chance, auch eine zweite.
Er hat Geduld, Geduld bis zum Tode.
Er spricht in Worten, die jeder versteht, er kümmert sich um die körperlichen wie um die seelischen Nöte der Menschen.
Wer möchte nicht einen solchen König haben? Wohl jeder.
Ein solcher König hätte die Unterstützung der Menschen. Zumindest derer, die aufbegehren gegen ungerechte Strukturen und ungerechte Machthaber dieser Welt.
Und weil Gott eben ein Gott der Gerechtigkeit ist und der Liebe, ist er eben auch auf der Seite derjeni-gen, die sich genau dafür einsetzen.
Ich will Ihnen ein Foto zeigen, dass vom Gebetszelt auf dem Maidan gemacht wurde. Ein Gebetszelt, das da steht und von freien evangelischen Gemeinden aufgebaut wurde. Da kommen Menschen ganz unterschiedlicher Kirchen zusammen, sie versorgen andere Menschen, die Tee und Kaffee und warmes Essen brauchen, Menschen, die auch das Gebet brauchen.
Auch wir als ST. Katharina sind beteiligt. Immer wieder gehen wir und helfen, bringen Essen und Trin-ken und oft gehe ich auch zum Gebet ins Zelt.
Ich habe einmal gesagt, in einem der vielen Interviews, die ich in der vergangenen Woche geben mußte: Dieses Zelt ist das wichtigste auf dem ganzen Maidan.
Die Ukraine braucht unser Gebet. Unser Gebet um Frieden.
Da weht eine Fahne über dem Zelt und auf dieser Flagge der Ukraine ist geschrieben: Jesus – Herr der Ukraine.

Ja, ich denke, darauf kommt es wirklich an: Jemanden an der Spitze des Landes zu haben, der keine eigennützigen Interessen hat, sondern der bereit ist, alles zu geben, was er hat. Selbst das Liebste. Wir wissen, dass Gott dazu bereit war: Er hat seinen Sohn gegeben. Gott hat keine eigennützigen Interessen. Er tut nichts, weil er selbst davon einen Vorteil hat. Er tut alles für seine Geschöpfe.
Wie gut wäre es, einen Menschen an der Spitze des Landes zu haben, der tatsächlich weiß und dem-entsprechend handelt, dass er Gott gegenüber verantwortlich ist.
Wem Gott die Macht gibt, über Menschen zu herrschen, der hat die Pflicht und Schuldigkeit, alles zu tun, was Gott von ihm verlangt.
Er hat die Pflicht und Schuldigkeit, das Beste der Stadt und des Landes zu suchen.
Das ist seine Aufgabe.
Und darum können wir schlicht nur beten.
Gut, dass eine solche Fahne über dem Gebetszelt und über dem Maidan weht. Auch hier in unserem Land soll letztlich Gott König sein, auch wenn es wie im alten Israel immer Menschen geben wird, die an der politischen Spitze eines Landes stehen und eine Gesellschaft leiten.
Doch die haben ihre Legitimation von Gott nur so lange, wie sie sich dem Geist Gottes verpflichtet fühlen.
Im alten Israel und in der Bibel werden die Könige genau daran beurteilt.
Wie haben sich zu Gott gehalten,
wie haben sie seine Gebote erfüllt.
Daran mußten sie sich messen lassen.
Hoffentlich sind sich die Politiker dieser Tage in einem jeden Land, nicht nur hier bei uns in der Ukraine dessen auch bewusst:
Sich zu Gott halten, seine Gebote befolgen, das ist eure Aufgabe.
Und dann tut, was nötig ist für die Menschen, die euch als Herrscher anvertraut sind.
Wir wollen das tun, was wir als Kirchen tun können und was dieses Bild ausdrückt: Beten.
Beten um Gerechtigkeit, um Frieden in unserem Land.
Wir beten darum, dass es nicht nur Wunsch bleibt, dass Gott Herrscher, König ist, sondern Realität wird.
Und wir tun das im tiefsten Glauben und mit der festen Zuversicht, dass Gottes Königreich sich nicht aufhalten läßt.


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